Bericht Ansegeln Krefeld 2023

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Bericht vom Ansegeln in Krefeld am 15./16.4.2023

Wenn mir jemand im letzten Jahr gesagt hätte, dass ich in 2023 bei einer Ranglistenregatta der Seggerlinge als Drittplatzierter den Bericht schreiben würde, hätte ich ihm/ihr vermutlich geraten, schnellstmöglich die Droge zu wechseln. Aber nun ist das „Wunder von Krefeld“ geschehen – und noch so Einiges mehr. Doch der Reihe nach:

Von den 12 gemeldeten Seggerlingen schafften es immerhin 10 nach Krefeld, wenn auch im Fall der Thönes nur knapp. Der wohlbekannte rote VW Bulli wollte wenige Kilometer vor dem Ziel einfach nicht mehr, so dass der letzten Teil der Reise am späten Freitag Abend dank freundlicher Unterstützung des ADAC und des Krefelder Segelclubs im Schleppverband absolviert wurde. Eine noch weitere Anreise hatte nur die Rampps, die nicht weniger als 560 km von Breitenthal samt zwei Kindern und vier Booten mit Tempo 80 zurückgelegt hatten.

Neben der Seggerling-Regatta fand an diesem Wochenende auf dem Elfrather See auch der erste Lauf zur Krefelder Stadtmeisterschaft als Yardstickregatta mit ca. 20 Booten statt. Die Wettfahrtleitung war aber so nett, uns eigene Starts jeweils 5 Minuten vor dem Yardstick-Feld sowie den ebenfalls separat startenden Optis (und einem Open BIC) zu gewähren. Dieses Privileg nutzten wir Alle gerne bis auf Nicole, die es vorzog, vor dem ersten Start noch ein kleines Bad in der Menge zu nehmen und dann zusammen mit ihren Kindern bei den Optis zu starten.

Der Wind wehte am Samstag munter mit 4-5 Beaufort, lediglich in der Nähe der Insel gab es eine Abdeckung, die manchmal fast bis zu Startschiff reichte. Da sich beim ersten Start Alle außer mir dort aufhielten, konnte ich an der Startboje völlig ungestört losfahren und lag auf der ersten Kreuz mehrere Schläge lang vorne. Also ganz vorne und damit auch vor Jörn. Ein euphorisches, aber auch seltsames Gefühl, so als würde man etwas Unanständiges tun. Dieser surreale Zustand wurde von Jörn natürlich noch vor der Luvtonne korrigiert, die ich aber immerhin als Zweiter noch vor Achim rundete. Der zupfte die gesamte Raumwindstrecke nervös an allerlei Leinen, nahm dann routiniert an der Halsentonne (die für manche auch eine Q-Wendentonne war) die Innenposition ein und schob sich damit an mir vorbei. Ganz Gentleman ließ ich die beiden Südländer ziehen und battelte mich in der zweiten Runde mit Rainer, dicht gefolgt vom Hauptfeld mit allerlei Platzierungswechseln. Spannend wurde es dann noch mal kurz vor Schluss mit der Frage, ob die Leetonne vor dem Zieldurchlauf noch zu runden sei oder nicht. Jörn hatte das zwar korrekt vorgemacht, aber Achim steuerte nach der Halsentonne zunächst munter direkt auf die Ziellinie zu. Ich hatte mich mit Rainer zwar darauf verständigt, die Leetonne zu runden, doch dann wurde auch er schwach und segelte – gefolgt von Marc und Claus – auch direkt von der Halsentonne in Richtung Ziel. Ich kam mir schon wie der letzte Idiot vor, bis die Meute von der Wettfahrtleitung auf dem Start/Zielschiff lautstark weggescheucht wurde und hektisch doch noch in Richtung Leetonne abdrehte. Achim schaffte es noch vor mir, aber der Rest musste sich wieder dahinter einreihen.

Beim zweiten Lauf verteilten sich alle wieder einigermaßen gleichmäßig an der Startlinie. Nur Rainer nahm dieses Mal in der Vorstartphase ein unfreiwilliges Bad, hatte aber anders als Nicole keinen Trockenanzug an, so dass er angesichts der frischen Wasser- und Lufttemperaturen lieber zum Steg zurückfuhr. Jörn zog wie üblich recht bald davon. Achim sicherte sich nun schon auf der Startkreuz die zweite Position, aber ich konnte ihm immerhin über beide Runden einigermaßen dicht auf den Fersen bleiben, prellte mir bei einer verkorksten Wende allerdings die rechte Hand ziemlich übel, was meine Angriffslust etwas schmälerte. Im Hauptfeld ging es wieder spannend zu. Nicole mischte die Männergruppe gehörig auf und ging am Ende hinter Claus und vor Marc (Werner) als Fünfte durchs Ziel. Im Schlußfeld setzte sich Michael vor Eberhard und Klaus-Peter durch.

Es folgte eine etwas unnötig lange Pause, denn die Wettfahrtleitung entschied sich spontan für einen dritten Lauf, wollte sich und anderen aber vorher eine Kaffeepause gönnen. Angesichts der recht abenteuerlichen Anlegebedingungen blieben die meisten Seggerlinge auf dem Wasser, bevor es dann gegen 16 Uhr endlich weiterging. Bei weiter lebhaftem Wind änderte sich die Szenerie nur wenig, wobei diesmal im Gegensatz zu zahlreichen Lasern niemand von uns kenterte. Jörn segelte sein eigenes Rennen, ich ärgerte Achim so gut es ging und gemeinsam gelang es uns, Claus auf Abstand zu halten. Marc setze sich dieses Mal vor Nicole durch und Eberhard ließ erneut Michael den Vortritt. Klaus-Peter schaute sich das Ganze zusammen mit Rainer vom Ufer aus an.

Einigermaßen geschafft von Wind, Kälte und gut drei Stunden Segeln genossen wir Alle eine warme Dusche und die vorab bestellten Pizzen im sehr gut ausgestatteten Clubhaus, das der SCCR uns freundlicherweise für den gesamten Abend samt Zugang zum Kühlschrank zur Verfügung stellte. Besonders ausgenutzt haben wir die sturmfreie Bude aber nicht, denn schon um halb 10 wankten die Letzten in Richtung Koje.

Nachdem es Samstag zwar wolkig aber komplett trocken geblieben war, startete der Sonntag mit leichtem Nieselregen. Das wirklich opulente Frühstück samt Rührei mit Speck, frischen Brötchen und vielfältigem Aufschnitt, das ab 8 Uhr bereit stand, hob aber schnell die Stimmung. Pünktlich zum Start um 10 Uhr war es auch wieder trocken und es kam sogar die Sonne raus – an diesem Wochenende eine echte Rarität in Deutschland! Da meine Hand über Nacht weiter angeschwollen war und noch ziemlich schmerzte, verzichtete ich auf den vierten Lauf und kommentierte das Rennen von der Clubterrasse aus zusammen mit dem ebenfalls pausierenden Eberhard und mit Lothar, der am Samstag nicht konnte und für eine Wettfahrt verständlicherweise sein Schiff nicht extra aufbauen wollte. Später gesellten sich auch noch Ute und Hartmut als Besucher dazu. Der Wind hatte sich gegenüber dem Vortag deutlich auf Stärke 2-3 abgeschwächt. Vorne änderte sich dadurch nichts an der Reihenfolge, aber Klaus-Peter konnte sich hinter Claus auf Platz vier vorschieben, dicht gefolgt von Nicole, Rainer und Marc. Michael machte den Schlussläufer.

In der Gesamtwertung siegte dann Jörn souverän vor Achim. Dank Streicher konnte ich mir – als vermutlich historisch einmaliges Ereignis – den dritten Platz sichern, gefolgt von Claus, Nicole, Marc, Rainer, Klaus-Peter, Michael und Eberhard. Unabhängig von der erfreulichen Platzierung und trotz des Malheurs mit meiner (inzwischen wieder halbwegs hergestellten) Hand war das aus meiner Sicht ein rundum gelungenes Wochenende, nicht zuletzt wegen der gut organisierten und sehr hilfsbereiten GastgeberInnen des SCCR und natürlich wegen der immer wieder großartigen Gruppe der Seggerlinge und ihres Anhangs. Apropos Anhang: Familie Rampp hat nicht nur das Feld der Seggerlinge gerockt, sondern Sina und Piet waren auch bei den Optis mit Platz 1 und 3 sehr erfolgreich unterwegs.

Marc (GER 286)

Ergebnis-Seggerling-Ansegeln-2023